Progressive Muskelentspannung (PME) nach Jacobsen

 

Die Progressive Muskelentspannung ist neben dem Autogenen Training eine der bekanntesten und wirkungsvollsten Entspannungsmethoden. 

 

Viele Menschen gehen davon aus, dass sie entspannt sind, wenn sie fernsehen, eine Spielekonsole betätigen, auf dem Sofa lesen, mit Freunden feiern oder Golf spielen. Diese Aktivitäten gehören jedoch zur Freizeitgestaltung und sind daher Teil von Unterhaltung und Sport und dienen der Erholung, nicht aber der Entspannung im eigentlichen Sinn. Bei der Progressiven Muskelentspannung bedeutet Entspannung das Aussetzen von Muskelkontraktionen, das Lockern von Muskeln nach der sogenannten Anspannung.

 

Das Grundprinzip der Progressiven Muskelentspannung ist demnach eine tiefe Entspannung durch eine bewusste vorausgegangene Anspannung sämtlicher Muskeln im Körper - von Kopf bis Fuß. Wobei die Entspannungsphase immer deutlich länger andauert, als die Phase der Anspannung. Muskeln, die kurzfristig kräftig angespannt werden, sind nach der Anspannung lockerer als vorher. Dies hat auch Auswirkungen auf den psychischen Zustand, denn es ist nicht möglich, eine starke Muskelentspannung zu erreichen, ohne auch eine seelische Entspannung zu erfahren. Anders ausgedrückt: Keine seelische Anspannung bleibt bestehen, wenn der Körper sich tief entspannt.

 

Wie beim Autogenen Training, erfordert auch die Progressive Muskelentspannung eine gewisse Übung. Auch Muskeln können lernen, sich schneller zu entspannen. Die Progressive Muskelentspannung wird daher häufig zur Vorbeugung für alle spannungsbedingten Beschwerden eingesetzt. Dazu zählen vor allem schmerzhafte Verspannungen wie Rückenschmerzen, Schulterschmerzen, Migräne und Spannungskopfschmerzen. Aber auch viele andere körperliche Symptome ohne nachweisbare organische Ursachen können durch Spannungen oder Verkrampfungen entstehen und damit durch die Progressive Muskelentspannung gelindert werden. Hierzu zählen z.B. Magen- und Darmbeschwerden, Unterleibsschmerzen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Atembeschwerden. Auch der therapiebegleitende Einsatz ist nicht zu unterschätzen. Dies sollte jedoch nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten erfolgen.

 

PME kann viele Auswirkungen auf den Körper haben

  • Beruhigung des zentralen Nervensystems
  • Förderung von Konzentration und Fokus
  • Senkung der Herzfrequenz
  • Senkung des Blutdrucks
  • bei psychosomatischen Erkrankungen können Selbstheilungskräfte in Gang kommen
  • Angststörungen können positiv beeinflusst werden
  • Depressionen können positiv beeinflusst werden
  • Stressfolgen werden gemildert
  • geistige Ruhe - Linderung von Schlafstörungen
  • Vorbereitung für eine entspannte Geburt
  • Sensibilität für verspannte und entspannte Muskulatur - Selbstwahrnehmung
  • Gefühl von Erfrischung und Stärke

 

PME mit Kindern und Jugendlichen

Die Progressive Muskelentspannung ist eine anerkannte und nachweislich wirkungsvolle Entspannungsmethode für Kinder und Jugendliche. Auch sie kann einzeln oder in Gruppen erlernt werden. Durch die kontrollierte Abfolge von Anspannungs- und Entspannungszuständen hat die Progressive Muskelentspannung einen positiven Effekt auf Angstzustände, Schlafstörungen und viele andere Beschwerden. Ihre Anwendung ist daher auch im schulischen Kontext sehr sinnvoll. Sie fördert die Konzentrationsfähigkeit, bringt den Kreislauf in Schwung, reduziert Verspannungen und kann somit auch Lernblockaden entgegenwirken.

 

Auf lange Sicht gesehen, verbessert die Progressive Muskelentspannung das gesamte Herz-Kreislaufsystem und stärkt das Immunsystem, welches dann besser vor Neuerkrankungen schützen kann.

 

Natürlich ist die Empfangsbereitschaft für diese Entspannungsmethode individuell und von Kind zu Kind verschieden. Empfehlenswert ist daher der tägliche Einsatz, damit die Progressive Muskelentspannung wie Zähneputzen fest in den Tagesablauf integriert werden kann. Nach entsprechender Übung können Kinder und Jugendliche die Trainingseinheiten auch ohne Anleitung einer Trainerin umsetzen, z.B. vor den Hausaufgaben, zum Einschlafen oder zwischen verschiedenen Tätigkeiten im Laufe des Tages. Natürlich muss der Umfang der einzelnen Übungen auch hier an das Alter der Kinder angepasst werden.